Für immer gesund? 2. Folge

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Für immer gesund?

Gesundheit mal anders

Folge 2 – Alter, Altwerden, Altsein

Herzlich willkommen zu der zweiten Folge meines Podcasts „Für immer gesund?“.

Mein Name ist Martin Marhoefer, ich bin Doktor der Medizin und schaue nach wie vor gerne über den schulmedizinischen Tellerrand hinaus.

Denn für mich bedeutet Gesundheit immer das Wohlbefinden und die Balance von Körper, Geist und Seele.

In der 1. Folge ging es grundlegend darum, wie diese drei Komponenten gestärkt und gepflegt werden können.

Heute sind das Alter, das Altwerden und Altsein das Thema. Schön wäre es doch, wenn dies bei bester Gesundheit gelänge.

Niemand muss Angst vor dem Alter haben, wenn man sich etwas vorbereitet. Bei voller Gesundheit hochbetagt zu werden, mag nicht immer gelingen. Der Körper, die Gelenke und Organe verschleißen im Laufe eines langen Lebens. Auch der Geist mag nachlassen, und das zuverlässige Gedächtnis vergisst manchmal das eine oder andere. Aber die gesunde Seele mit ihrer Gelassenheit, ihrer Widerstandskraft, ihrem Mut und ihrer Willensstärke kann das Alter nicht nehmen.

Wie gesagt, es hilft vorbereitet zu sein.

Wie schon in der 1. Folge sollen auch heute Zitate von bekannten Persönlichkeiten helfen, sich dem Thema zu nähern. Ein sehr schönes zum Alter und Altern stammt von Albert Schweitzer, dem deutsch-französischen Forscher, Arzt, Philosoph, evangelischen Theologen, Organist, Musikwissenschaftler und Pazifist. Er gilt als einer der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts.

Er sagte:

„Niemand wird alt, weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht hat.

Man wird nur alt, wenn man seinen Idealen Lebewohl sagt.

Du bist so jung wie deine Zuversicht, so alt wie deine Zweifel.

So jung wie dein Selbstvertrauen, so alt wie deine Furcht.

So jung wie deine Hoffnungen, so alt wie deine Verzagtheit.

Solange die Botschaften der Schönheit, Freude, Kühnheit und Größe dein Herz erreichen, so lange bist du jung.“

Wow! Das ist mal ein ganz anderer Blick auf das Alter. Keine Rede von Arthrose, Herzschwäche, Demenz oder chronischen Schmerzen. Es ist ein Blick in die Seele. Die Freude am Leben steht im Vordergrund, nicht die körperlichen Beschwerden. Letztere allerdings, können sehr unangenehm sein und einem den Alltag schwer machen. Dazu später mehr.

Das sprichwörtliche biblische Alter entstammt Beschreibungen aus dem Alten Testament. Im Buch Genesis soll Gott das Höchstalter auf 120 Jahre festgelegt haben. Und tatsächlich werden Menschen erwiesenermaßen so alt. Auch wissenschaftlich wird dies durchaus für möglich gehalten und einige Start-up Unternehmen forschen an Methoden, um 150 Jahre alt zu werden.

Ich persönlich hätte nichts dagegen, weil das Leben einfach spannend ist. Aber wenn, dann bitte gesund und leistungsfähig.

Erinnern Sie sich noch an den Anfang der 2000er Jahre, als jeder von Anti-aging sprach? Es war Mode, sich gegen das Alter zu stemmen und es geradezu zu verweigern. Da das nicht funktionierte, wurden Wundermittel umworben, die den Menschen nahezu unsterblich machen sollten. Kritiker ließen nicht lange auf sich warten und verdammten Mittel wie DHEA als krebserregend. Dies war ebensowenig bewiesen wie die lebensverlängernde Wirkung.

Das ist und war auch damals unseriös, denn die ‚magic pill‘, die alles heilt und allem vorbeugt, gibt es nicht.

In diesem Podcast geht es auch nicht darum Medikamente zu empfehlen, die das Altern verzögern sollen. Da gibt es zu viele abstruse und gefährliche Ratschläge im Netz. Es geht hier darum, Bewusstsein zu schaffen, ohne chemische Hilfe gesund und aktiv in Körper, Geist und Seele zu bleiben. Oder zu werden.

Die Anti-aging-Welle ebbte über die Jahre etwas ab und fand ihre Wiederentdeckung in einer neuen Wortschöpfung, die sich schnell verbreitete: Longevity ist das Zauberwort. Ich selbst gebrauche es zwar nicht regelmäßig, aber der Titel dieses Podcasts „Für immer gesund?“ meint durchaus ähnliches.

Ich möchte zunächst fragen, ob es überhaupt Sinn macht, über das eigene Lebensalter nachzudenken. Man könnte es doch einfach ignorieren. Oder man folgt dem Spruch: ‚Man ist so alt, wie man sich fühlt.‘

So wirklich hilft das nicht weiter.

Ja, es macht Sinn über das eigene Alter nachzudenken. Aber nicht zu lange. Denn das Lebensalter hat eine Konstante, und das ist das Geburtsdatum. Die Variable ist der Kalendertag, an dem man darüber nachdenkt. Und so wird man immer älter.

The circle of life.

Wichtig dabei ist zu wissen, dass das Alter ein Risikofaktor für Krankheiten darstellt. Zudem lässt die Leistungsfähigkeit nach. Ein Sechzigjähriger läuft die 100 Meter nicht in 12 Sekunden. Warum auch?

Wenn man gesund ist, kann man einen Marathon auch mit 70 laufen. Bei entsprechender Vorbereitung natürlich, und sofern man das möchte. Andere werden mit über 70 Staatspräsident oder gehen mit ihrer Band auf Tour, nachdem sie mit 60 geschworen haben, dies nie wieder zu tun.

Es spricht nichts dagegen. Und wenn, dann ist es häufig eine innere Stimme, die einem einzureden versucht, du bist zu alt dafür. Das hättest du vor zwanzig Jahren machen müssen (warum hat man es damals eigentlich nicht getan?).

Was sollen die Leute sagen, wenn ich in meinem Alter noch in einen Club gehe, mit zerrissenen Jeans rumlaufe oder Skateboard fahre?

Diese Stimme hört kein neugieriger, aktiver Siebzigjähriger, sondern eher Fünfzigjährige, die sich wenig zutrauen, obwohl sie es könnten. Das Alter kann eine wunderbare Ausrede sein für all das, was man nicht tun will. Auch das ist zu akzeptieren. Muss aber nicht so bleiben.

Wenn ich etwas später auf den Longevity-Trend eingehe, werden Sie sehen, dass ein Aspekt bei Menschen, die sehr alt werden, immer vorhanden ist:

Die körperliche Bewegung!

Aber wie soll das bei einem Sechzigjährigen, der übergewichtig ist und seit seiner Schulzeit keinen Sport mehr gemacht hat, funktionieren? Auch hier kann die Übung aus der ersten Podcastfolge Wunder bewirken. Ich wiederhole sie kurz:

Denken Sie an ein aktuelles Problem oder daran, was Sie hindert, aktiver zu sein. Nehmen Sie sich aus der Situation heraus und beobachten nur. Stellen Sie sich bildlich neben sich und beobachten Sie die Situation, ohne zu bewerten. Mit etwas Übung schaffen Sie eine innere Distanz zu dem Problem und erkennen Ihre eigene bisherige Bewertung. Sie werden in der Lage sein zu beurteilen, ob es sich tatsächlich um ein ernstes Hindernis handelt, oder Sie nur das Etikett mit dem Namen ‚Hindernis‘ darauf geklebt haben.

Ein Hindernis können tatsächlich körperliche Beschwerden sein. Wenn Sie erheblich sind und über längere Zeit andauern, sollten Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Er oder sie kann Sie beraten und verschiedene Möglichkeiten der Linderung oder gar Heilung empfehlen. Eine Herzschwäche ist mit Medikamenten meist gut in den Griff zu bekommen. Schmerzhafte Knie- oder Hüftgelenksschmerzen sind auch gut behandelbar. Zuweilen hilft leichte Bewegung und Muskelaufbau und bei zu großem Verschleiß ein künstliches Gelenk. Damit sind sogar Spitzenleistungen im Sport möglich.

Sie sehen, ohne die Schulmedizin geht es manchmal nicht. Auch wenn ich das Zitat von Friedrich Schiller gut nachvollziehen kann: „Es ist der Geist, der sich den Körper baut“, reicht das zuweilen nicht. Aber es dient, um einem kranken Körper wieder auf die Beine zu helfen.

Zurück zu dem Sechzigjährigen, der lange keinen Sport gemacht hat und auch noch übergewichtig ist. Also hat er schon mal drei Risikofaktoren. Den ersten, sein Alter, kann er nicht beeinflussen, die beiden anderen sehr wohl. Wie soll er es angehen?

Zunächst sollte er die Ziele nicht zu hoch hängen. Sich Ziele zu setzen ist aber nicht schlecht, denn so kommt man ins Handeln. Er sollte also langsam beginnen, Spaziergänge machen, auf die Ernährung achten und sich über kleine Fortschritte freuen.

Überforderung wirkt sich ebenso negativ auf den Organismus aus wie Unterforderung.

Musik

Das Alter kann eine Herausforderung sein. Der Schauspieler Joachim Fuchsberger, der Blacky genannt wurde und den wahrscheinlich nur noch die Älteren kennen, sagte:

„Altwerden ist nichts für Feiglinge.“ Immerhin wurde er 87 Jahre alt.

Und er hatte recht. Aber Altwerden ist auch nichts für Ignoranten. Menschen, die nicht auf sich achtgeben, die ihr Äußeres und Inneres vernachlässigen, sich also um Körper, Geist und Seele ein Leben lang nicht kümmern, werden wenig Freude im Alter haben. Für sie kommen die Beschwerden und Zipperlein überraschend, und sie wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Daher ist ein wenig Vorbereitung nützlich.

Zum Einen geht es darum in jungen Jahren Körper, Geist und Seele in gute Balance zu bringen. Dazu gibt es gleich ein paar Tips. Zum anderen sollte man sich darauf einstellen, dass ab einem gewissen Alter es nicht mehr so funktioniert, wie in jungen Jahren. Daher ist es wichtig die Muskulatur kräftig und die Gelenke geschmeidig zu halten. Von nix kommt nix, weder Muckis noch Bierbauch!

Wenn also altersbedingte Beschwerden auftauchen, nicht verzweifeln oder aufgeben, sondern sie annehmen und die ein oder andere Gewohnheit und Vorliebe ändern. Wenn jemand beispielsweise sein Leben lang alpin Ski gefahren ist und nun die Gelenke schmerzen, kann er es mit Langlauf probieren. Wer in der Altherren- oder Damenmannschaft einen Ballsport ausgeübt hat, könnte in Richtung Trainer oder Betreuer denken. Es gibt immer Wege.

Den Grundstein für eine lange Gesundheit legt man in jüngeren Jahren.

Körperliche Bewegung ist entscheidend. Damit ist nicht ausschließlich Sport gemeint. Auch regelmäßiges Spazierengehen in der Natur oder Wandern gehören dazu.

Als Sportarten, die auch das Herz/Kreislaufsystem stärken, ist eine der drei Triathlon Disziplinen zu empfehlen: laufen, schwimmen oder Radfahren.

Auch die tägliche Ernährung ist entscheidend. Wenn sie überwiegend aus verarbeiteten Lebensmitteln besteht, zudem aus Weißmehl und Zucker, kann der Mensch nicht gesund und leistungsfähig bleiben. Mal eine Pizza oder ein Döner oder ein Stück Torte sind trotzdem drin. Aber bitte nicht täglich oder wöchentlich. Zur Ernährung komme ich später nochmal im Rahmen des Themas Longevity.

Wer auf regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung achtet, kann fast immer einen Risikofaktor für Krankheiten vermeiden, nämlich das Übergewicht. Übergewicht als Risikofaktor ist so wichtig, weil man es selbst im Griff hat, und damit das Krankheitsrisiko drastisch senken kann. Ich spreche hier nicht von krankhafter Adipositas aufgrund von Hormon- oder Stoffwechselstörungen. Diese gehören in therapeutische Hände. Alle anderen Ursachen von erhöhtem Gewicht haben wir selbst in der Hand. Und dabei sind nicht 3 oder 4 Kilo zuviel gemeint, sondern deutlich erhöhtes Körperfett, insbesondere im Bauchbereich.

Und dann ist es wichtig ein gutes seelisches Gleichgewicht und damit Resilienz zu schaffen.

Dazu gab es in Folge 1 schon viele Hinweise: da war die Rede von Akzeptanz dessen, was einem im Leben widerfährt. Es ging um Selbsterkenntnis, die es ermöglicht, sich zu verstehen, zu wissen, warum man ist, wie man ist und somit die Bedürfnisse des eigenen Körpers, des Geistes und der Seele richtig zu deuten.

Letztlich ist die positive Lebenseinstellung der Schlüssel zu Gesundheit bis ins hohe Alter. Dies ist mittlerweile auch wissenschaftlich erwiesen. Die Harvardstudie dazu kann man googeln.

Um das Alter anzunehmen und nicht zum Feigling zu werden, ist es von Bedeutung, ein ausgefülltes, an Erlebnissen reichhaltiges Leben zu führen, sich Träume erfüllt und Pläne verwirklicht zu haben. Das beruhigt im Alter ungemein.

Verschaffen Sie sich daher Premieren im Leben. Die Kindheit und Jugend sind prall gefüllt mit Premieren: das erste Wort, das erste Mal Stehen und Gehen, das erste Mal den eigenen Willen durchsetzen, der erste Schultag, der erste Kuss, der erste Beruf…, bis diese Premieren weniger werden und schließlich ganz ausbleiben. Jetzt liegt es an jedem, selbst für neue Erlebnisse zu sorgen. Ein jeder Mensch schreibt sein Lebensdrehbuch selbst.

Dazu eine kleine Geschichte, die ich vor Jahren erlebt habe:

Während eines internationalen medizinischen Kongresses habe ich den damaligen Leibarzt von Papst Johannes Paul II. kennengelernt. Er erzählte mir beim Abendessen, dass er 79 Jahre alt sei und gerade mit dem Snowboarden begonnen habe. Er war völlig begeistert und erklärte seine frühen Erfolge auf dem Brett damit, dass er ein Jahr zuvor das Skateboarden erlernt habe. Er sprach so kraftvoll, enthusiastisch und voller Freude, dass ich mir um mein Altwerden keine Sorgen mehr machte. Kürzlich erfuhr ich, dass er im Alter von 92 Jahren verstorben sei.

Verschaffen Sie sich Premieren! Egal wann und wie. Es kann auch etwas weniger Sportliches sein, eine neue Sprache, ein Musikinstrument, eine Reise, eine Begegnung, eine Ernährungsumstellung, ein Buch, ein Podcast…

Schreiben Sie Ihr Lebensdrehbuch mit Freude und Ethusiasmus, voller Spannung und Abenteuer. Aber auch in Bescheidenheit, Liebe und Dankbarkeit für die kleinen Freuden und Erfahrungen.

Vielleicht mögen Sie nochmal in das Zitat von Albert Schweitzer am Anfang dieser Folge reinhören. Seien Sie mutig und mit dem Herzen dabei, dann wird das Alter zur Nebensächlichkeit.

Und damit zurück zum Thema Longevity. Da es doch sehr komplex und erklärungsbedürftig ist, habe ich mich entschlossen dazu eine eigene Folge zu machen. Und zwar die nächste. Das wird Folge 3 sein.

Dennoch vorab die entscheidenden Faktoren, die bei Longevity immer eine Rolle spielen:

Tägliche körperliche Aktivität

Moderates Körpergewicht

Gesunde und ausgewogene Ernährung

Fröhliche soziale Kontakte

Und: positives Denken!

Gönnen Sie sich Zuversicht und Gelassenheit!

Für heute bedanke ich mir sehr herzlich fürs Zuhören und freue mich, wenn Sie bei der nächsten Podcastfolge wieder dabei sind.

Ihr Martin Marhoefer

Musik….

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