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Für immer gesund?

Gesundheit mal anders

Folge 3 – Longevity

Herzlich willkommen zu der dritten Folge meines Podcasts „Für immer gesund?“.

…………Musik

Mein Name ist Martin Marhoefer, ich bin Doktor der Medizin und schaue weiterhin sehr gerne über den schulmedizinischen Tellerrand hinaus.

Denn für mich bedeutet Gesundheit immer das Wohlbefinden und die Balance von Körper, Geist und Seele.

In der zweiten Folge meines Podcasts hatte ich das Thema Longevity angesprochen und wollte es eigentlich dabei belassen. Ich stellte aber fest, es ist zu komplex, um eben mal abgehandelt zu werden. Es gibt zu viele Aspekte dabei, positive wie negative. Auch ‚Für immer gesund?‘ handelt von der Langlebigkeit.

Allerdings dreht es sich in dieser 3. Folge um Longevity als Bewegung. Früher hieß es Anti-Aging, und immer schon träumten Menschen von dem Jungbrunnen und dem ewigen Leben.

Nichts Neues also, aber wesentlich konkreter als jemals zuvor.

Mittlerweile gibt es Longevity-Center, die jeden Interessenten testen, analysieren und einen optimalen Lebensplan aufstellen. Es ist ein regelrechter Hype geworden. Diese Center siedeln sich übrigens gerne in eher wohlhabenden Gegenden an.

Aber, wer er das mag und es sich leisten kann, kann gerne dorthin gehen und sich behandeln lassen. Denn etwas Gutes hat das natürlich: man kümmert sich um die eigene Gesundheit. Wie sinnvoll und hilfreich diese Behandlungen sind, entscheidet jeder für sich.

Hier gibt es dazu einige Informationen.

In diesem Podcast geht es auch um Selbstoptimierung. Allerdings von innen heraus. Ohne verwirrende Diagnostik, ohne detaillierten Lebensplan, ohne Medikamente und Vorschriften. Es geht darum, das know-how zu haben, um sein eigener Gesundheitsberater zu werden.

Aber zurück zu Longevity. Wie kam es dazu? Im Jahr 2009 haben der italienischer Mediziner Gianni Pes und der Belgier Michel Poulain, ein Demograph, zusammen mit dem amerikanischen Journalisten Dan Buettner das Phänomen von Ikaria, einer griechischen Insel, untersucht.

Sie hatten zuvor schon einige Hochburgen der Langlebigkeit, sog. Blue Zones, auf mehreren Kontinenten identifiziert. Sie markierten diese Gebiete auf der Landkarte in blau. Dazu gehören Sardinien, eine Gemeinde mit dem Namen Loma Linda in Kalifornien, die japanische Insel Okinawa, die Nicoya-Halbinsel in Costa Rica und Ikaria.

Es wurden Tauf- und Heiratsurkunden geprüft, Gespräche mit Bewohnern und deren Hausärzten geführt. So mancher hatte die Insel nie verlassen, andere suchten ihr Glück im Ausland und sind nach vielen Jahren zurückgekehrt. Neben dem hohen Alter fiel auf, dass Erkrankungen wie Krebs und Herz/Kreislaufleiden, wenn überhaupt, im Schnitt zehn Jahre später als in industrialisierten Regionen der Welt auftraten.

Zweifelsohne hat dies mit den Lebensgewohnheiten zu tun. Die älteren Inselbewohner stehen recht spät auf, bewegen sich an der frischen Luft, betätigen sich im Garten, treffen Freunde in der Taverne und haben bis ins hohe Alter Sex.

Nicht gerade der Lebensstil, der bei uns üblich ist.

Das Robert-Koch-Institut hat festgestellt, dass ein Drittel der Deutschen bereits mit Mitte vierzig an mindestens einer chronischen Krankheit leidet, am häufigsten an zu hohem Blutdruck. Eine nicht zu unterschätzende Erkrankung, die zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann.

Mit 65 Jahren leidet mehr als die Hälfte der Deutschen an mehreren Erkrankungen.

Muss das sein?

Nein, das muss nicht so sein!

Also einfach die Lebensgewohnheiten der Insulaner von Ikaria übernehmen? Wenigstens annähernd? Das wäre nicht schlecht! Länger schlafen, mehr Sex, mediterrane Ernährung und Bewegung in der Natur. Jeder sollte mal darüber nachdenken.

Und zwar aus folgendem Grund: die Langzeitstudie mit dem Titel „Global Burden of Disease“ hat die Krankheits- und Sterblichkeitsdaten von 195 Ländern ausgewertet. Man stellte fest, dass 70% der chronischen Erkrankungen, an denen Menschen mit zunehmendem Alter leiden, ihre Ursache in falscher Ernährung und mangelnder Bewegung haben.

70% ist ganz schön viel. Und ich bin überzeugt, dass es sich genauso verhält. Zudem kommt bei vielen Menschen die chronische Vernachlässigung der Seele. Diese wirkt sich negativ auf den Lebensstil und die Geisteshaltung aus.

Es sind viele Faktoren, die das Befinden beeinflussen. Nicht nur Olivenöl und Sex, wohl aber das Zusammenspiel von Ernährung, Bewegung, Lustgewinn, Glücksmomenten, positiven Gedanken und liebevollen Beziehungen.

Übrigens wurden die Bewohner von Ikaria gefragt, ob sie denn gar keinen Stress kennen. Sie antworteten, natürlich kenne man Stress, aber er sei auf der Insel kein Statussymbol.

Aber zurück zu Longevity. Auf Instagram findet man unter dem Stichwort Longevity mehr als 1,5 Millionen Einträge. Es wird geworben für Bücher, Anwendungen, Podcasts und allerlei Pillen.

Bei Letzteren kann es durchaus gefährlich werden. Die Empfehlungen gehen nämlich über Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel hinaus. Diese können durchaus sinnvoll sein. Aber bei hochwirksamen Medikamenten, die bei ernsten Erkrankungen verschrieben werden, wird es schnell unseriös.

Da die Verlängerung des Lebens ständig erforscht wird, gibt es zahlreiche Untersuchungen an Tieren. Von der Maus bis zur Fruchtfliege. Und da wurden tatsächlich lebensverlängernde Wirkungen von bestimmten Arzneimitteln festgestellt. Diese sind aber keineswegs 1:1 auf den Menschen übertragbar. Zumal es sich um hochpotente Substanzen handelt, mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Ich komme auf diese noch zu sprechen.

Aber weshalb führt man diese Studien dann nicht einfach am Menschen durch? Da gibt es verschiedene Gründe. Zunächst einmal sind die unerwünschten Wirkungen zu nennen. Die sind bei der Behandlung von Erkrankungen im Rahmen der Nutzen/Risiko-Bewertung in Kauf zu nehmen, bei der Verabreichung an gesunde Menschen jedoch als unethisch zu bezeichnen.

Ein weiterer Grund ist die Praktikabilität. Die Maus lebt in der Regel 2-3 Jahre, die Fruchtfliege zwei bis acht Wochen. Da lassen sich lebensverlängernde Maßnahmen sehr gut prüfen. Bei der deutlich längeren Lebenserwartung gesunder Menschen würden solche Studien Jahrzehnte dauern und Unmengen Geld kosten. Da es sich bei den entsprechenden Medikamenten meist um kostengünstige Generika, d.h. Präparate ohne Patentschutz handelt, wird niemand eine groß angelegte Studie mit Placebovergleichsgruppe über einen sehr langen Zeitraum finanzieren können und wollen.

Die Menschheit wird also weiterhin auf die Magic Pill warten müssen.

Es gibt aber Leute, die im Selbstversuch alle möglichen Substanzen zu sich nehmen und einen Lebensstil führen, der für Normalos unvorstellbar ist. Ich bin gespannt, wann die erste Todesanzeige dieser Menschen zu lesen sein wird. Oder auch nicht! Ich möchte nichts ausschließen.

Für absurd halte ich allerdings die Aussage eines Longevityjüngers, der meint, dass Unsterblichkeit möglich sei. Er heisst Bryan Johnson, schluckt jeden Tag über 100 Pillen, macht mindestens eine Stunde Fitness am Tag, lässt sich und seine Körperfunktionen ständig überwachen und hat sich Blutplasma seines Sohnes infundieren lassen. Er ist erst 47 Jahre alt, und man kann noch nicht abschätzen, ob ihm das wirklich guttut. Die Welt kann an seinem Leben online teilhaben. Nebenbei vertreibt er eine ganze Reihe von Produkten, die das Leben verlängern sollen, was auf jeden Fall die Lebensdauer seines Bankkontos verlängert.

Wer mit dem Rauchen aufhört oder seinen BMI (also den body mass index) um 5 Punkte senkt, wird bessere Auswirkungen auf sein Leben und Lebensdauer feststellen.

Aber um Missverständnissen vorzubauen: wenn es die Magic Pill gäbe, die ohne negative Effekte am gesunden Menschen und umfassend getestet eine Lebensverlängerung bewirkt, dann würde ich sie nehmen. Aber das wird noch dauern und wird nur sinnvoll sein, wenn ein gesunder Lebensstil gepflegt wird. Man sollte nicht auf die Pille für Faule hoffen.

Aber nun zu den Medikamenten, um die es vornehmlich geht.

Da ist zunächst das bei Diabetikern altbekannte Metformin zu nennen.

Es wurde an Mäusen tatsächlich eine lebensverlängernde Wirkung nachgewiesen. Manche gesunde Menschen nehmen daraufhin Metformin regelmäßig ein. Der Effekt ist jedoch nicht nachgewiesen, ebensowenig wie eine korrekte Dosierung. Aber Nebenwirkungen gibt es, wie bei jedem anderen Medikament auch. Diese sind meist nicht sehr schwerwiegend, aber, wie gesagt, fehlen klinische Studien bei Gesunden.

Ein weiteres Präparat ist Rapamycin auch Sirolimus genannt, das zur Immunsuppression nach Organtransplantation eingesetzt wird. Auch hier wurde bei Nagern und Fruchtfliegen lebensverlängernde Effekte festgestellt. Die Nebenwirkungen sind jedoch durchaus relevant. Die Hemmung von Immunreaktionen sind nach Transplantationen erwünscht, damit das neue Organ nicht abgestoßen wird. Bei Gesunden jedoch führt eine blockierte Immunantwort zu Infektionen und sogar zu Tumorbildung. Dies kann niemand wollen. Vorstellbar ist allenfalls eine kurzfristige Einnahme, um den gewünschten Effekt zu erreichen und Nebenwirkungen zu vermeiden. Dazu gibt es noch keine Forschungsergebnisse.

Geforscht wird an einer ganzen Reihe von Substanzen, die möglicherweise das Leben verlängern. Der Nachweis am Menschen ist schwierig.

Zum Glück gibt es Tierstudien, die seit vielen Jahrzehnten eine Maßnahme untersuchen, die jeder Mensch selbst durchführen kann. Ratten erhielten dauerhaft eine um 30% reduzierte Diät. Die Lebenserwartung stieg deutlich.

Allerdings ist Menschen eine derartige Reduzierung an Kalorien dauerhaft nicht zuzumuten. Aber es gibt Alternativen.

Und zwar:

Intervallfasten

Fastenwochen

Fasting mimicking diet (sog. Scheinfasten, bei dem man über einige Tage eine pflanzliche Diät zu sich nimmt, die ähnlich positive Effekte hat wie Fasten).

US Forscher haben Hinweise gefunden, dass Fasting mimicking diet das Risiko des Menschen an Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken, reduzieren kann.

Das geht wieder in die Richtung der Bewohner von Ikaria. Und es ist mir wesentlich sympathischer, als Medikamente einzunehmen, obwohl ich gesund bin.

Und vergessen Sie nicht, dass Gesundheit nicht nur den Körper betrifft, sondern auch Geist und Seele und deren Balance.

Die lebensverlängernde Wirkung der reduzierten Nahrungsaufnahme, entweder dauerhaft oder in Intervallen, wird Thema einer der nächsten Podcastfolgen sein. Ich finde es bemerkenswert, welch extrem wichtiges Instrument zur Gesundheitsvorsorge jeder Mensch besitzt und, in welcher Form auch immer, sofort anwenden kann. Und das ohne Hungern und qualvollen Verzicht. Fortsetzung folgt.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass Longevity ein feines Thema ist. Denn wenn der Mensch nach einem langen und gesunden Leben strebt, muss er ja im Großen und Ganzen mit dem Dasein auf dieser schönen Erde zufrieden sein, d.h. er besitzt eine positive Lebenseinstellung. Das begrüsse ich und darum geht es ja auch häufig in diesem Podcast.

Der Glaube an die Unsterblichkeit allerdings, ist meiner Meinung nach irrig, weil von der Natur nicht vorgesehen. Leben mit entsprechenden Maßnahmen zu verlängern, auch mit noch zu entwickelnden chemischen Substanzen, kann gelingen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung im 19. Jahrhundert lag bei unter 40 Jahren. Heute ist sie etwa doppelt so hoch. Das bedeutet, es gibt keine starre Obergrenze.

Das ist eine gute Nachricht. Die andere ist, dass jeder Mensch ein großes Maß an Einfluss darauf hat, das Leben lange gesund und gelassen zu gestalten und die Lebensqualität zu steigern.

Das dazu notwendige know-how stelle ich Ihnen in diesem Podcast vor und unterstütze Sie bei der Beantwortung der Frage: „Für immer gesund?“

Abschließend möchte ich auch in dieser Folge Persönlichkeiten zitieren, die es wissen müssen. Diesmal Zitate von zwei Freunden:

Goethe sagte:

„Der Mensch soll an Unsterblichkeit glauben; er hat dazu ein Recht; es ist seiner Natur gemäß.“

Schillers Meinung dazu war:

„Ich weiß wohl, daß derjenige auf Ewigkeit hofft, der hier zu kurz gekommen ist.“

Mit diesen weisen Worten bedanke ich mich für heute sehr herzlich fürs Zuhören und freue mich, Sie zur nächsten Folge wieder begrüssen zu dürfen, Ihr Martin Marhoefer

…..Musik

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